Table of Contents
Ein Leben ohne Müll
Interview mit Anke von wasteless.hero
Anke ist 31 Jahre alt und hat eine Mission: Plastikfrei leben !
Auf den ersten Blick gar nicht so schwer, man kann doch einfach auf Müllbeutel an der Kasse und Plastikwasserflaschen verzichtet. Aber es geht natürlich noch viel weiter: sämtliche Lebensmittel, Beautyprodukte und Küchenutensilien sind in Plastik verpackt - wenn man erst einmal anfängt darüber nachzudenken, was tagtäglich alles an Plastik ge- und verbraucht wird, scheint die Liste nicht mehr enden zu wollen.
Auf Ihrem Blog wastelesshero.com als auch auf Ihrem Instagram-Profil dokumentiert wasteless_hero Anke Ihre täglichen Herausforderungen, gibt Tipps und motiviert andere zur Teilnahme. Anke ist auch eine Mutter und beinhaltet auch "Mr. Baby" vollständig in die "Plastik freie Mission".
Wir finden ihre Mission mehr als vorbildlich und haben deswegen mit Anke gesprochen, um herauszufinden, wie jeder von uns auf unsinnigen Müll verzichten kann.
Wie kam dir die Idee plastikfrei zu leben?
Zum einen, war ich zu faul jede Woche den riesigen Müllsack aus der Halterung zu stemmen. Zum anderen, begegnete mir auf einer Reise echt viel Müll, der einfach so am Strand rumlag. Bei weiteren Nachforschungen bin ich auf die Müllinsel im Pazifik gestoßen. Für mich war sofort klar: Jeder einzelne von uns kann die Welt verändern, indem er dafür sorgt, dass sie am Leben bleibt. Und so ein bisschen Weltverbesserer steckt doch auch in jedem von uns, oder?
Wie kam dir die Idee plastikfrei zu leben?
Zum einen, war ich zu faul jede Woche den riesigen Müllsack aus der Halterung zu stemmen. Zum anderen, begegnete mir auf einer Reise echt viel Müll, der einfach so am Strand rumlag. Bei weiteren Nachforschungen bin ich auf die Müllinsel im Pazifik gestoßen. Für mich war sofort klar: Jeder einzelne von uns kann die Welt verändern, indem er dafür sorgt, dass sie am Leben bleibt. Und so ein bisschen Weltverbesserer steckt doch auch in jedem von uns, oder?
Foto von © Anke Schmidt
Unglaublich! Das ist der Müll von Ankes Familie - in einer Woche!
Was unterscheidet deinen wasteless-Alltag von deinem vorherigen?
Die ersten paar Monate habe ich fast jeden Tag etwas Neues gelernt und ausprobiert. Zum Beispiel, wie man seine Haare ohne Shampoo aus einer Plastikflasche wäscht.
In der ersten Zeit war es mir vor allem wichtig auf Plastik zu verzichten. Mittlerweile achte ich darauf, so wenig Müll wie möglich zu produzieren - wasteless eben.
Dabei habe ich begonnen einige Dinge in meinem und unserem Leben zu hinterfragen und habe viele neue Dinge kennengelernt, die uns viel Zeit und Geld sparen.
Ich habe mir vieles abgewöhnt und darauf bin ich wirklich stolz.
Wir essen fast keine Süßigkeiten, ich trinke keine Light Getränke und kaue keinen Kaugummi mehr. Online bestellt wird maximal 1 Mal im Monat, falls wir die Sachen wirklich brauchen. Wir essen fast gar kein Fleisch und dafür viel mehr Gemüse.
Morgens bin ich im Bad jetzt viel schneller fertig, da ich u.a. keine Haarkur mehr brauche.
Wenn ich früher für ein paar Nächte verreist war, war meine Kulturtasche riesig. Manchmal musste ich sogar noch eine zweite mitnehmen. Jetzt bekomme ich meine Kulturtasche gar nicht mehr voll.
Früher habe ich alle 2 Wochen zu gehen, um die Drogerie, jetzt habe ich selten tun; Obwohl viele vielleicht denken, dass ich dort sehr oft eine Mutter sein.
Da wir mit dem Plastik freien Leben begannen, fühle ich mich viel zuversichtlicher. Ich frage mich viel mehr und ich bin nicht mehr jagen nach der Norm zu leben.
Oh ja! Ich bin nicht sitzen vor dem Fernseher mehr am Abend, sondern ich schreibe über das Kunststoff-freies Leben und erkennen, dass es bereits eine Menge Leute, die sich mit ihm und noch mehr, die sich dessen bewusst durch mich!
Foto von © Anke Schmidt
Wie funktioniert das plastikfreie Leben mit einem Kind?
Das ist eine echte Herausforderung! Weil jeder um einen herum Einwegwindeln, Plastiktrinkflaschen und so weiter benutzt und ich auch gefühlt die Einzige bin, die nach mikroplastik-freier Sonnencreme gesucht hat. Ganz zu schweigen von dem Berg an in Plastik verpackten Mittelchen, die wir gegen “Herrn Babys” Blähungen gekauft haben...
Welche einfachen und günstigen Schritte kann jeder von uns tun und was ist deine Empfehlung, um mit einem plastikfreien Leben zu starten?
Fangt mit Dingen an, die euch einfach von der Hand gehen! Natürlich wäre es schön, wenn jeder seinen eigenen Thermobecher für den Coffee To-Go nutzen würde. Wenn euch das morgens zu stressig ist, dann beginnt lieber an einer anderen Stelle. Trinkt mehr Leitungswasser, nehmt Baumwollbeutel zum Einkaufen mit! Legt euch einen extra Baumwollbeutel zu, mit dem ihr beim Bäcker eure Brötchen holt und im Supermarkt das Obst und Gemüse.
Oder fangt im Badezimmer an. Hier könnt ihr am meisten Geld und Zeit einsparen. Nutzt festes Shampoo zum Haarewaschen. Das kostet circa 8 € und ihr könnt es ein halbes Jahr nutzen. Für den Körper und die Hände könnt ihr wie früher einfach ein Stück Seife nehmen. Das hält auch länger und ist günstiger. Holt euch einen Rasierhobel. Der rasiert schneller und besser als die Plastikteile und die Klingen kosten nur einen Bruchteil der Plastik-Klingen.
Foto von © Anke Schmidt
Was sind die größten Herausforderungen mit dem wasteless Lifestyle und einem Kind und wie gehst du damit um?
Wickeln, Füttern, Spielsachen und Kleidung. “Herr Baby” braucht pro Tag durchschnittlich fünf Windeln. Pro Jahr sind das knapp 1900 Einwegwindeln. Das ist eine ganz schöne Menge. Würden wir bei jedem Wickeln noch Einweg-Wickelunterlagen und Feuchttücher nutzen, dann könnten wir nach einem Jahr mit dem ganzen Müll wahrscheinlich unsere gesamten Zimmer füllen. Deshalb nutzen wir Zuhause immer einen Waschlappen zum saubermachen und Stoffwindeln. Bisher haben wir noch keine einzige Einweg-Wickelunterlage genutzt. Wir nehmen einfach Mulltücher.
Falls es nach dem Waschen Flecken gibt, legen wir die Windeln für zwei Stunden in die Sonne oder geben sie zum Waschen bei der Oma ab :)
Wenn wir im Park sind, ziehen wir einfach die Windel aus. Für die Nacht und unterwegs gibt es noch Einweg-Windeln. Auch wenn ich weiß das die eigentlich 450 Jahre brauchen, um sich zu zersetzen, bei uns werden die über den Restmüll verbrannt. Feuchttücher nutzen wir unterwegs teilweise auch.
Ich habe das Glück, dass ich mein Kind immer noch stillen kann. Das heißt ich mache mir keine Gedanken um Pre-Nahrung, Plastik-Fläschchen und Ähnliches. Durch das Stillen ist es uns möglich sehr viel Müll einzusparen. Für alle, die Pre-Nahrung geben, gibt es Alternativen zu Plastiksaugern - Kautuschuk zum Beispiel. Damit habe ich allerdings noch keine Erfahrung. Es gibt waschbare Stilleinalgen, die nutze ich auch.
Auch Spielsachen und Kleidung sind so ein Thema für sich. Wir haben sehr viel gebraucht bekommen und bekommen oft noch neue Sachen geschenkt. Gerade zur Geburt, Ostern oder Weihnachten. Die meisten wissen, dass wir eigentlich kein Plastik haben wollen und achten auch darauf. Allerdings sind viele Kleidungsstücke aus Polyester und die meisten Stofftiere mit Kunststoff - Granulat gefüllt, welches aus Polypropylen besteht.
Was machst du als erstes wenn du aufstehst?
Ich kuschele mit meinem Kind so lange wie möglich. Dann haben wir Frühstück.
Was ist dein größtes Erfolgserlebnis?
Das viele meiner Freunde mittlerweile angefangen haben ihr Leben plastikfreier zu gestalten. Das zeigt mir, das auch ein Einzelner die Welt verändern kann.
Was motiviert dich jeden Tag aufs Neue?
Da gibt es mehrere Dinge! Jedes Mal wenn ich ins Badezimmer gehe, freue ich mich darüber, dass viel weniger Dinge herumstehen. Wenn Freunde mich fragen, wie sie Dinge ersetzen können oder mir erzählen, dass sie jetzt auch einen Baumwollbeutel mit zum Bäcker nehmen.
Viele meiner Instagram Follower schreiben mir, dass sie es toll finden auf wieviel Plastik wir schon verzichten und dass sie mich als Vorbild sehen. Das freut wirklich sehr!
Putzen geht mittlerweile auch viel schneller, da wir weniger Sachen wegräumen müssen bevor wir wischen. Ganz ehrlich, eine Umstellung auf ein plastikfreies Leben dauert eine Zeit und ist auch eine Herausforderung für die eigene Persönlichkeit!
Anfangs fiel es mir schwer beim Bäcker nachzufragen ob sie mir das Brot in meinen Beutel packen. Jetzt bin ich jedes Mal stolz, wenn ich mein Brot im Beutel raus trage. Einmal habe ich einer Verkäuferin sogar meinen Beutel geschenkt, weil sie den Gedanken dahinter so gut fand. Das Brot habe ich dann einfach in der Hand mitgenommen...
Wow! Anke lebt ihre Überzeugung und geht diesen Weg trotz der mal kleineren, mal größeren Stolpersteine. Wir sind nach diesem Interview echt inspiriert und freuen uns, dass Anke sich die Zeit für uns genommen hat! Danke Anke!
Foto von © Anke Schmidt
Und noch einmal: Eine Woche Müll von Anke, ihrem Mann und Baby!