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#GUTESACHE: Franziska macht Taschen mit Herz!
In unserer neuen Serie #GUTESACHE sprechen wir mit Frauen, die sich dafür einsetzen, unseren Planeten nachhaltiger zu machen. Wir lieben die Produkte, die Sie kreieren, und wollen die Geschichte hinter Ihnen wissen. Wir hoffen, Sie mit diesen Interviews inspirieren zu dürfen und glauben, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und ermutigen sollten. Hier also unser erstes Interview - mit Franziska Klee
Foto von © Franziska Klee
Franzi verkauft Bio Ledertaschen und andere handgefertigte Produkte in Ihrem eigenen Laden in der schönen Stadt Leipzig, aber auch Ihre gesamte Sammlung finden Sie online unter www.franziskaklee.de. Sie ist Mutter von zwei Kindern und seit 6 Jahren entwirft und näht sie ihre Taschen selbst.
Du hast das Label mit deinem Namen 2012 gegründet. Was hat dich am vorhandenen Markt gestört und wo hast du den größten Bedarf gesehen?
Es gibt eigentlich kein festes Datum, wann ich mein Label gegründet habe. Es ist eher von sich aus gewachsen, da ich als gelernte Chemielaborantin eine absolute Quereinsteigerin bin. Dass ich mir bis zur Selbstständigkeit 2016 so viel Zeit gelassen habe, ist auch gut so, da ich mich ganz langsam an alle Aspekte herantasten konnte, wie man so ein Modelabel eben führt. Der Stein des Anstoßes war damals aber die Hochzeit meiner besten Freundin. Ich war ewig auf der Suche nach einer Tasche, die perfekt zu meinem Outfit passt. Vieles war mir zu verspielt oder hat mich farblich einfach nicht umgehauen. Also habe ich mir einfach selbst eine Clutch genäht. Als ich das Ergebnis auf meinem Blog präsentiert habe, gab es viel Zuspruch. Daraus entstand dann eine Geschäftsidee, die neben meinem eigentlich Job immer intensiver wurde. Mit der Zeit kamen dann auch Shopper, Rucksäcke, Portemonnaies und weitere Accessoires aus Leder hinzu. Den letzten Schub, den ich gebraucht habe, um mich endlich selbstständig zu machen, gab mir die Idee einer Wickeltasche. Als ich erstmals schwanger war, hat es mich wahnsinnig gemacht, dass vieles einfach nur noch niedlich und verspielt sein musste. Ich liebe es Mutter zu sein, in erster Linie bin ich aber noch ich. Und das ohne kleine niedliche Eulen auf der Tasche. Ich freue mich sehr, dass ich damit scheinbar einen Nerv getroffen habe. Wickeltaschen können also funktional und doch auch Statement zugleich sein.
Foto von © Franziska Klee
Was ist besonders wichtig für dich? Wie würdest du anderen Müttern dein Label beschreiben?
Grundsätzlich ist es für mich wichtig, dass ich Dinge erschaffe, die man gerne nutzt und die dazu auch noch schön sind. Ein gutes Beispiel ist unsere Lederhülle für das Kinderuntersuchungsheft. Das ist eines der wichtigsten Dokumente, das man bis zum zwölften Lebensjahr des Kindes braucht. Leider ist es so zart gestaltet, dass es schon beim bloßen Hinsehen auseinander fliegt. Aus dem Alltag heraus entsteht also die Idee und die Überlegung, wie man etwas besser machen kann. So wurde aus einer einfachen Hülle ein Organizer, in dem auch der Impfpass, die Gesundheitskarte und die Visitenkarte des Arztes Platz hat. Mittlerweile bekommen wir auch immer mehr Feedback, dass es das perfekte Geburtsgeschenk ist.
Viele andere Punkte sind mir aber auch unglaublich wichtig. Gerne gehe ich auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse meiner Kundinnen ein. Sei es die Länge der Träger, ein zusätzliches Innenfach oder eine bestimmte Farbkombination, jeder hat eben seine eigenen Vorstellungen einer optimalen Tasche und die möchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch gerne erfüllen.
Ein anderes Thema, das mich sehr beschäftigt, kann man unter dem Begriff Slow Fashion oder Fair Fashion zusammenfassen. Ich verwende ausschließlich hochwertige Materialien, die nachhaltig sind und zu ethisch vertretbaren Konditionen hergestellt wurden. Das hat auch mit der Geburt meines ersten Kindes zu tun. Ich möchte mit meinem Handeln - und sei es im Kleinen - Verantwortung übernehmen. Auch wenn man als einzelner sicherlich meint, nicht so viel bewegen zu können, geht es ja auch um den Gedanken, den man teilt.
Foto von © Franziska Klee
Warum überhaupt Leder und keine vegane Alternative und was macht Ökoleder aus?
Der Geruch, die Haptik, die Geschmeidigkeit und Patina, die entsteht, wenn man eine Tasche ausgiebig nutzt, das kann mir kein Material der Welt bieten. Ich liebe auch die Herausforderung, die Leder mit sich bringt, denn es verzeiht an der Nähmaschine nichts. Während man eine Naht bei einem Baumwollstoff ganz einfach wieder auftrennen kann, bleibt beim Leder ein Loch. Man muss also sehr sorgsam und genau sein.
Ich verschließe mich aber nicht vor Alternativen. Meine Ansprüche sind sehr hoch und ehrlich gesagt finde ich es problematisch, wenn zum Beispiel bei Kunstleder Greenwashing betrieben und mit dem Label „vegan“ geworben wird. Für mich kann ein Material, das aus Rohöl gewonnen wird, keine Alternative sein. Im Moment experimentiere ich mit einer Art Vlies, dass aus Fasern von Ananas-Blättern gewebt wird und als Abfallprodukt der Ernte abfällt. Das Material ist ganz anders als Leder und für mich eine der wenigen wirklich echten Alternativen. Im Herbst wird es eine erste Kollektion geben. Ich bin gespannt, wie sie ankommen wird.
Mein Herz hängt aber weiterhin am Naturleder. Das wird auf pflanzlicher Basis und ökologisch nachhaltig gegerbt. Von der Haltung der Tiere, über den Gerbprozess, bis zu den Abfallprodukten wird die Umweltverträglichkeit ständig überwacht. Besonders genial finde ich, dass im Gegensatz zu industrieller Massenware keine Kunststoffschicht auf die Oberfläche aufgetragen wird, die die Eigenheiten des Tieres verbergen soll. Wie wir die Narben des Lebens mit uns tragen, ist die Haut eines Tieres ebenso vielen Widrigkeiten ausgesetzt. Diese Natürlichkeit sorgt dafür, dass die Spuren des Alltags in das Design übergehen. Die Patina jeder Tasche ist anders und macht sie daher einzigartig.
Design spielt für Sie eine große Rolle. Was macht Ihre Bio Ledertaschen einzigartig und worauf achten Sie besonders?
Ich mag Minimalismus mit einer großen Portion Funktionalität. Meine Designs sind zeitlos und schlicht - auf den zweiten Blick erkennt man oft erst nützliche Details. Ich finde auch, dass durch die Reduktion das wunderbare Naturleder noch mehr zur Geltung kommt. Zum einen liebe ich die Einzigartigkeit eines jeden Produkts, zum anderen sind Kundinnen immer wieder überrascht, wie leicht doch gerade die großen Taschen oder Rucksäcke sind. Das liegt auch daran, dass ich auf unnötigen Schnickschnack wie 1000 Innenfächer und Schnallen verzichte.
Du hast selbst zwei Kinder. Wie schaffst du es dein Geschäft und das Muttersein unter einen Hut zu bekommen? Hast du hier vielleicht Tips für andere Mütter?
Leider habe ich keinen Geheimtipp auf Lager. Jede Mutter muss ein Organisationstalent sein und mit dem schlechten Gewissen leben, dass immer etwas zu kurz kommt. Das finde ich manchmal echt deprimierend. Zum Glück habe ich einen Mann, der mich zu einhundert Prozent unterstützt und sogar ein Jahr Elternzeit genommen hat. Das ist eine riesige Hilfe, zumal wir unser Atelier und die Wohnung in einem Haus haben. Im Moment stille ich also alle 2-3 Stunden an der Nähmaschine. Die Selbstständigkeit hat auch einen Vorteil: Man kann die Arbeitszeiten so legen, dass man das Familienleben intensiv genießen kann. Es ist aber nicht selten, dass ich abends ab 21 Uhr nochmal an der Nähmaschine sitze. Unsere Couch ist der wohl am wenigsten benutzte Gegenstand in der Wohnung.
Wie lebst du Nachhaltigkeit in deinem Alltag?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, da jeder für sich Schwerpunkte setzt, die ihm wichtig sind. Ich versuche zum Beispiel nicht dem großen Billigkaufrausch der städtischen Modehäuser zu erliegen und kaufe lieber zwei Teile weniger bei nachhaltigen Labels, bei denen die Qualität auch stimmt. Ansonsten versuche ich gerade so gut es geht auf Plastik zu verzichten. Das geht tatsächlich auch im Supermarkt, wenn man einfach seine eigenen Beutel für loses Obst etc. mitbringt und Milch z.B. nur in der Flasche kauft. Auf die kleinen Entscheidungen des Alltags kommt es doch an. Wenn man dort das Thema Nachhaltigkeit mit einbezieht, ist schon viel geholfen.
Hast du eine bestimmte Morgenroutine? Was machst du, zum Beispiel als erstes wenn du aufstehst?
Früher konnte ich mal entspannt in den Tag starten, das ist heute unmöglich. Jeder Tag mit Kindern bringt neue Herausforderungen. Wichtig ist mir nur, dass morgens noch etwas Zeit zum gemeinsamen Spielen und Kuscheln bleibt.
Was ist dein größtes Erfolgserlebnis?
Auch wenn es schrecklich kitschig klingt: Wenn du dir etwas vornimmst und hart dafür arbeitest, geht es schon irgendwie in Erfüllung. Dass ich es geschafft habe, meinen Laborjob hinter mir zu lassen, um meine Ideen ausleben zu können, dass ist schon ein riesiges Geschenk.
Was motiviert dich jeden Tag aufs neue?
Zwei Kinder, ein unfassbar schöner Arbeitsplatz und die vielen lieben Kommentare und Geschichten, die ich mit meinen Kunden erlebe. Das ist schon toll.
Wo siehst du dich und dein Label in drei Jahren?
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir unser kleines Familienbusiness erweitern könnten.
Bitte beende den Satz: “Kinder sind toll, weil….
… sie für den Moment leben und ehrlich fühlen.”
Und gerade weil Kinder so ehrlich leben, ist es wichtig ihnen faire Produkte an die Hand zu geben und ein Bewusstsein für unseren Planeten Erde zu schaffen. Franzi verkauft übrigens nicht nur tolle Lederwaren für Frauen - sie näht auch wundervolle Kinderlederschuhe selbst! Toll, dass wir Franzis Geschichte und Überzeugungen teilen durften! Durch ihre Antworten fühlen wir uns motiviert mit dem weiter zu machen was auch uns so sehr am Herzen liegt!
Vielen Dank für das tolle und ausführliche Interview Franzi!
Foto von © Franziska Klee
Melina
Melinas Leidenschaften sind Reisen und Nachhaltigkeit. Ihr Neujahrsvorsatz 2018 ist es Plastik zu vermeiden - und es läuft super! Auf ihrem Instagram Blog teilt sie ihre Erfahrungen über andere Länder und Kulturen. Als Assistentin von Gründerin Lilija weiß sie außerdem alles über den Spirit und den Vibe von Orbasics!
1 Kommentar
Very impressive, your ideas & creative designs is something deffer from others cool. Thanks