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Ist Polyester Plastik? Gesundheitsrisiken und Umweltauswirkungen
Es gibt anscheinend endlos viele Wege, auf denen uns die negativen Auswirkungen der Dinge, die wir kaufen, nutzen und konsumieren, auf unsere Gesundheit und Umwelt verborgen bleiben.
Von PFAS in einer Heißluftfritteuse bis zu Sulfaten in einem Shampoo – diese Erkenntnisse sind ein echter Augenöffner.
Doch besonders erschreckend ist die Tatsache, dass nahezu 95% unserer alltäglichen Garderobe aus dem gleichen Material gefertigt sind wie Plastikflaschen.
Ein genauerer Blick auf die Etiketten in unseren Kleiderschränken verrät oft diesen gemeinsamen Nenner.
Polyester. Polyester. POLYESTER.
Moment mal... Ist Polyester Plastik?? Das kann nicht gut sein.
Ein großer Teil der weltweiten Garderobe besteht aus Polyesterstoffen -um genau zu sein 52%! Und vieles davon landet auf dem Müll.
Angesichts der weltweiten Plastikverschmutzung und der Tatsache, dass dieses Material für einige Träger gesundheitliche Risiken mit sich bringt, wird klar: Polyesterkleidung ist ein ernsthaftes Problem.
In diesem Artikel erforschen wir , was Polyester wirklich ist, welche Folgen diese synthetischen Fasern haben und erkunden gleichzeitig bessere Alternativen!
Was genau ist Polyester?
Vielleicht hast du schon die Etiketten in deiner eigenen Garderobe überprüft und dabei reichlich "Polyester" entdeckt. Aber was ist Polyester eigentlich genau?
Wenn wir von Polyester sprechen, tauchen wir ein in die Welt der synthetischen Polymere. Einfacher ausgedrückt handelt es sich um eine Art von Plastik, die speziell von einer Gruppe von Polymeren abgeleitet wird, die als Polyethylenterephtalat (PET) bekannt sind. Ja, genau das Material, das auch zur Herstellung der allgegenwärtigen PET-Flaschen verwendet wird!
Foto: Jonathan Chng (Unsplash)
Hier eine kleine Aufschlüsselung...
Die Wissenschaft hinter Polyester:
Polymere – die Grundlagen: m Grunde ist ein Polymer eine lange Kette von sich wiederholenden Molekülen. Polymere gibt es in natürlicher Form (wie die Zellulose in Pflanzen) und als synthetische Varianten (wie eben Polyester).
Polyethylenterephthalat (PET): Polyester wird hauptsächlich aus PET hergestellt. Ja, das ist dasselbe Material, aus dem auch Wasserflaschen gefertigt werden. Es entsteht durch eine chemische Reaktion zwischen Ethylenglykol und Terephthalsäure, beides Substanzen, die aus Erdöl gewonnen werden.
Chemischer Prozess: Bei der Polymerisation, dem Prozess, bei dem diese Substanzen erhitzt werden, entstehen lange Ketten von Molekülen – die Polymere. Hieraus ensteht die "plastische" Natur von Polyester.
Die Produktion von Polyester ist ein komplexer Prozess voller chemischer Reaktionen, der unsere Umwelt schon auf jeder Produktionsstufe belastet. Von der Erdölgewinnung bis zum fertigen Textilprodukt ist der Prozess mit zahlreichen Umweltrisiken verbunden.
Lass uns genauer hinschauen und die Einzelheiten dieses Prozesses erkunden.
Die Umweltkosten einer Polyester-Garderobe
Der Weg von Polyester, von einem Erdöl-Derivat hin zu einem Teil unserer Garderobe, ist vielschichig und komplex. Um das volle Ausmaß seiner Auswirkungen zu begreifen, sollten wir den Prozess in zwei Hauptphasen unterteilen: den Herstellungsprozess und seine kontinuierlichen Auswirkungen auf unseren Planeten.
Die Belastung durch die Produktion: Wie wird Polyester hergestellt?
Foto: Ben Wicks (Unsplash)
Vom Rohöl zur Fertigung
Die Geschichte des Polyesters beginnt mit der Förderung von Rohöl. Dieser Prozess ist nicht nur energieintensiv, sondern führt auch zur Erschöpfung einer nicht erneuerbaren Ressource. Die Extraktion und Raffination von Rohöl setzen schädliche Schadstoffe in Luft und Wasser frei, was zur globalen Erwärmung und ökologischen Schäden beiträgt.
Chemische Umwandlung und Energieverbrauch:
Die Umwandlung von Erdöl in Polyester beinhaltet eine Reihe chemischer Reaktionen. Die Hauptbestandteile, Ethylenglykol und Terephthalsäure, werden aus Erdöl gewonnen und in einem Polymerisationsprozess kombiniert, um Polyethylenterephthalat (PET) zu erzeugen.
Dieser Prozess ist sehr energieintensiv und trägt zum hohen CO2-Fußabdruck von Polyester bei. Die dabei verwendete Energie stammt oft aus fossilen Brennstoffen, was das Problem der Treibhausgasemissionen weiter verschärft.
Herstellung und Verarbeitung der Polyesterfasern:
Nach der chemischen Erzeugung von Polyethylenterephthalat (PET) beginnt der Prozess der Faserherstellung. Das Kunststoff wird geschmolzen und durch feine Düsen gepresst, um lange, dünne Plastikfasern zu bilden. Diese Fasern werden dann abgekühlt und zu Garnen verarbeitet, aus denen Polyester Stoff gewebt oder gestrickt werden können.
Die so produzierten Polyesterfasern zeichnen sich durch ihre Festigkeit, Beständigkeit und Formbarkeit aus. Jedoch ist dieser Prozess ebenfalls energieintensiv und trägt zur Gesamtumweltbelastung durch Polyester bei.
Färben und Veredeln:
Anschließend folgt das Färben und Veredeln, bei dem, wie bereits erwähnt, die Stoffe mit verschiedenen Chemikalien behandelt werden, um Farbe, Textur und Haltbarkeit zu verbessern. Die für Polyester verwendeten Farbstoffe, bekannt als Dispersionsfarbstoffe, sind besonders bedenklich aufgrund ihrer Nicht-Biologischen Abbaubarkeit und potenziellen Toxizität.
Diese Chemikalien können während des Färbeprozesses in Gewässer gelangen und aus der fertigen Polyester Kleidung beim Waschen austreten, was Risiken für das aquatische Leben darstellt und Wasserquellen kontaminiert.
Die andauernde Umweltbelastung
Foto: Dan Gold (Unsplash)
Haltbarkeit – ein zweischneidiges Schwert:
Eines der am meisten geschätzten Eigenschaften von Polyester, seine Langlebigkeit, wird nach dem Gebrauch zum größten Umweltproblem.
Polyesterfasern sind biologisch schwer abbaubar, was bedeutet, dass sie hunderte von Jahren auf Mülldeponien bestehen bleiben können.
Mit dem stetigen Wachstum der Fast-Fashion-Industrie, die preiswerte Polyesterbekleidung produziert, nimmt das Volumen von Textilabfällen auf Mülldeponien exponentiell zu. Diese nicht biologisch abbaubaren Abfälle belegen nicht nur riesige Mengen an Deponieraum, sondern tragen auch durch ihren langsamen Abbau zur Freisetzung von Methan, einem starken Treibhausgas, bei.
Ist Polyester Mikroplastik? – Die Bedrohung durch Mikroplastik:
Möglicherweise am besorgniserregendsten ist der Beitrag von Polyester zur Mikroplastikverschmutzung.
Bei jeder Wäsche von Polyesterbekleidung werden tausende winzige synthetische Fasern freigesetzt. Diese Mikrofasern, zu klein, um in Kläranlagen gefiltert zu werden, finden ihren Weg in unsere Flüsse, Seen und Meere.
Sobald sie im Wasser sind, werden sie von Meereslebewesen aufgenommen, was zu physischen und chemischen Schäden führt. Die Ansammlung dieser Mikroplastik in den Meeren ist alarmierend. Studien haben gezeigt, dass sie sogar in den tiefsten Meeresgräben und in der abgelegensten Arktis zu finden sind.
Die Folgen für die Meeresökosysteme sind schwerwiegend. Zudem besteht die beängstigende Möglichkeit, dass diese Mikroplastikpartikel über den Verzehr von Meeresfrüchten in unsere Nahrungskette gelangen.
Polyester und Gesundheit - Ein Verborgenes Problem
Obwohl die Umweltauswirkungen von Polyester gut dokumentiert sind, wird der Einfluss auf die Gesundheit zunehmend diskutiert. Die synthetische Beschaffenheit von Polyester bedeutet, dass es im Vergleich zu natürlichen Fasern weniger atmungsaktiv ist, was zu Hautirritationen und Unbehagen führen kann. Das ist besonders besorgniserregend für Menschen mit empfindlicher Haut oder Allergien, da der Stoff Reaktionen wie Textildermatitis auslösen kann.
Auch die bei der Herstellung von Polyester verwendeten Chemikalien, einschließlich Farbstoffen und Polyesterharze, können gesundheitliche Risiken für den Verbraucher darstellen. Obwohl Sicherheitsvorschriften existieren, sind die langfristigen Auswirkungen der Exposition gegenüber diesen Chemikalien noch nicht vollständig erforscht. Dies wirft Fragen über die Sicherheit von Polyester auf, vor allem bei Kinderkleidung, wo Hautsensibilität und Gesundheit von größter Bedeutung sind.
Was ist der Vorteil von Polyester?
Seine Beliebtheit lässt sich durch mehrere Schlüsseleigenschaften erklären:
Robust: Dank seiner molekularen Beschaffenheit ist Polyester sehr strapazierfähig – es leiert nicht aus, knittert kaum und läuft nicht ein.
Vielschichtig: Polyester ist ein echter Verwandlungskünstler und kann locker mit der Haptik und Optik von Naturstoffen wie Baumwolle oder Seide mithalten.
Pflegeleicht: Ein echter Pluspunkt ist die unkomplizierte Pflege – ab in die Waschmaschine, schnell getrocknet und fertig.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Polyester lässt sich günstig herstellen, was es zur ersten Wahl für allerlei Kleidungsstücke macht.
Diese Vorteile machen Polyester zum Allrounder für alles, von der Alltagsjeans bis hin zur High-Tech-Sportbekleidung. Doch diese praktischen Aspekte überdecken eine unangenehme Wahrheit und führen uns zur Frage:
Gibt es da draußen vielleicht eine bessere Alternative?
Auf dem Weg zur nachhaltigen Mode
Es wird zunehmend wichtiger, sich bewusst für nachhaltige Mode zu entscheiden. Das bedeutet, Materialien zu wählen, die sowohl unserer Erde als auch unserer Gesundheit guttun.
Naturfaser Kleidung wie Wolle, Leinen und Baumwolle sind sind nicht nur umweltfreundlich, sondern fühlen sich auch toll auf der Haut an. Und für die Kleinen? Wähle bewusst Bio-Kinderkleidung: Bio-Baumwolle wird ohne schädliche Pestizide angebaut und ohne giftige Chemikalien verarbeitet – gut für die Umwelt und für die Haut und Gesundheit deiner Kinder.
Nachhaltige Materialien zu wählen, bedeutet mehr als nur den Umweltschutz. Es ist eine Entscheidung für unsere Gesundheit und das Wohl zukünftiger Generationen. Mit jeder Entscheidung für Bio- und Naturfasern tragen wir dazu bei, unsere Abhängigkeit von synthetischen Stoffen wie Polyester zu verringern. So gestalten wir die Modebranche bewusster und verantwortungsvoller.
Die Wahrheit über recyceltes Polyester: Umweltfreundlich oder nicht?
In letzter Zeit wird viel über recyceltes Polyester als nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Polyesterstoffen diskutiert. Dieses aus wiederverwerteten Kunststoffen wie Wasserflaschen hergestellte Material wird oft als umweltfreundlichere Option beworben. Aber wie wir wissen, gibt es beim Thema Polyester viele Herausforderungen, die einen umfassenden Ansatz erfordern.
Recyceltes Polyester mag zwar einen Teil des Problems adressieren, stellt jedoch keine ganzheitliche Lösung dar. Zwar werden durch das Recycling von Kunststoffen wie Plastikflaschen zu neuen Polyesterfasern Abfälle von Mülldeponien ferngehalten, doch ist auch dieser Prozess nicht ohne Umweltbelastungen:
Der Recyclingprozess an sich verbraucht Energie und Ressourcen. Das Sammeln, Reinigen und Einschmelzen des Kunststoffs kann ähnlich energieintensiv und umweltschädlich sein wie die Herstellung von Polyester aus frischen Rohstoffen. Außerdem kann die Qualität des Polyesters mit jedem Recyclingdurchgang abnehmen, was langfristig seine Nutzbarkeit einschränken kann.
Mikroplastikverschmutzung Auch das Problem der Mikroplastikverschmutzung bleibt bestehen. Recyceltes Polyester setzt beim Waschen, genau wie neues Polyester, Mikrofasern frei, die zur Verschmutzung unserer Meere und Gewässer beitragen.
Zudem besteht die Gefahr, dass der Fokus auf das Recycling von Polyester die Notwendigkeit überschattet, den Gesamtverbrauch von Polyester zu reduzieren und von vornherein auf nachhaltigere Materialien zu setzen. Recycling ist ein wichtiger Schritt, aber keine universelle Lösung. Unser Ziel sollte es sein, die Abhängigkeit von Kunststoffen – ob neu oder recycelt – zu verringern und stattdessen auf nachhaltige, biologisch abbaubare Materialien in der Mode umzusteigen
Recyceltes Polyester bringt einige Umweltvorteile mit sich, ist aber nicht die ultimative Antwort. Ein breiter gefächerter Ansatz, der Konsumreduzierung, verbesserte Recyclingtechnologien und die Erforschung alternativer Materialien einschließt, ist für eine zukunftsfähige Modebranche unerlässlich.
Polyester - Mehr als nur ein Stoff in unserem Kleiderschran
Foto @ Ricarda Schüller
Beit der Frage „Ist Polyester eigentlich Plastik?“ stoßen wir auf einige harte Wahrheiten.
Polyester, weit mehr als nur ein Kleidungsstück, hat seine Wurzeln in der Erdölindustrie und trägt zur Mikroplastikverschmutzung bei, ganz zu schweigen von den potenziellen Gesundheitsrisiken. Diese Erkenntnis zeigt uns, dass Polyester eine viel größere Rolle in unserer Umwelt und Gesundheit spielt, als wir vielleicht gedacht hättem.
In einer Zeit, in der bewusstes Handeln immer wichtiger wird, sollten wir auch unsere Modeentscheidungen überdenken. Die Wahl von Bio- und Naturfasern ist dabei nicht nur ein modischer Trend, sondern vielmehr ein Bekenntnis zum Schutz unseres Planeten und unserer Gesundheit.
Mache dir beim nächsten Kauf von Textilien die Auswirkungen deiner Entscheidungen bewusst. Jeder von uns kann Stück für Stück zu einem Wandel beitragen – indem wir bei jeder Auswahl in unserer Garderobe bewusst und bedacht vorgehen.
Lauren Eaton
Lauren Eaton ist eine leidenschaftliche Mutter ihrer lebendigen 16 Monate alten Tochter Quinn, die sie zu nachhaltigen Lebensentscheidungen inspiriert. Tagsüber leitet sie ein Farm-to-Table-Restaurant, wo sie ihrer Gemeinde nahrhafte Mahlzeiten bietet. Abends teilt sie auf ihrem Blog ByLaurenEaton.com ihr Wissen über den ökologisch bewussten Lebensstil. Egal ob sie in ihrem Restaurant regionale Speisen zubereitet oder auf ihrem Blog über ökologisch bewusstes Leben schreibt – Lauren ist ständig motiviert, für das Wohl ihrer Familie und des Planeten zu handeln.